Am 12. Februar 2018 fand in den Prunkräumlichkeiten des Palais Kaiserhaus eine Veranstaltung zum Thema „Diplomatische Mission der Seidenstraße“ statt, die die Österreichisch-Russische Freundschaftsgesellschaft (ORFG) gemeinsam mit ihrer Partnerorganisation Gesellschaft für Freundschaft mit Österreich (ODA) unter der Mitwirkung der russischen Designerin Irina Tokatyan organsierte. Im Rahmen ihres Vortrags erzählte die Modeschöpferin nicht nur von den Ursprüngen der 12.800 km langen Seidenstraße, sondern präsentierte dem Publikum auch Stoffe, die mithilfe der Ikat-Technik hergestellt wurden. Im Anschluss konnten verschiedene Modelle anprobiert und individuelle Bestellungen aufgegeben werden.
Die Seidenstraße, die im 2. Jh. v. Chr. entstand, war über einen Zeitraum von über 1000 Jahren die Hauptverbindung zwischen Ost und West. Verzweigte Netze von Karavanenstraßen durchquerten Europa und Asien vom Mittelmeer bis China und dienten während Antike und Mittelalter nicht nur als wichtige Handelsrouten sondern auch als Brücke kulturellen Dialogs zwischen Westen und Osten. In den Ländern, die sie durchquerte, spielte die Seidenstraße eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Strukturen.
Die Designerin Irina Tokatyan präsentierte im Zuge ihres Vortrags einen Videobeitrag über die Ikat-Herstellungstechnik, die lange als Aushängeschild der fernöstlichen antiken Seidenherstellung galt. Laut der Modeschöpferin waren die Ikat-Stoffe mit ihren leuchtenden Mustern und ihrer klaren Farbgebung das Symbol von Zentralasien im 19. Jahrhundert. Das Wort „Ikat“ wird abgeleitet vom malaysisch-indonesischen Verb „megikat“, was „binden“ bedeutet.
Die Raffinesse des Ikat liegt darin, dass die Farben und Muster noch am Webstuhl auf die Seidenfäden aufgetragen werden, bevor man sie zu einem Stoff zusammenführt. Somit werden die Ornamente erst auf dem fertigen Stoff zur Gänze sichtbar. Diese spezielle Technologie ist nicht nur in Usbekistan bekannt sondern auch in China, in Japan, im Jemen und in Indien. Vor der Sowjetzeit galt Ikat in Usbekistan und Tadschikistan als höchste Kunstform im Mode- und Farbgestaltungsbereich und wurde häufig auch als prestigeträchtiges Geschenk verwendet.
In der Sowjetzeit wurde Ikat als typisches Konsumgut für wohlhabende Gesellschaftsschichten angesehen, was dazu führte, dass seine Produktion und Verwendung eingestellt wurden. Heute erfreut sich die traditionelle Technik wieder großer Beliebtheit, da damit einfachste Kleidungsstücke des Alltags, wie beispielsweise Morgenmäntel, Kleider, Schals und Taschen, hergestellt werden können. Mittlerweile wurde die Ikat-Technik sogar in die geschützte Liste der UNESCO für immaterielles Kulturerbe aufgenommen.
Weitere Bilder (E.Prokofief/A) zu dieser Veranstaltung finden Sie auf unserer offiziellen Facebook- sowie VKontakte-Seite.
Die ORFG bedankt sich an dieser Stelle sehr herzlich bei der der Donau-Finanz für die Unterstützung der Veranstaltung.