Am 25. September 2017 war Milorad Dodik, Präsident der Republika Srpska, als Ehrengast und Redner beim ORFG Jour fixe im Palais Kaiserhaus zu Gast und hielt einen Kurzvortrag zum Thema „Russlands Position in Südosteuropa“. Die einleitenden Worte zu seinem Vortrag sprach Christian Wehrschütz, Ukraine und Balkan Korrespondent des ORF. Nähere Informationen zur Veranstaltung finden Sie in der folgenden Publikation der Austria Presse Agentur (APA).
APA0041 5 AI 0472 Di, 26.Sep 2017
CEE / Konflikte / Int. Beziehungen / Wien / Bosnien-Herzegowina
Dodik zweifelt an EU-Kurs Bosnien-Herzegowinas
Utl.: Präsident der Republika Srpska in Wien: "Russland kein Schreckgespenst" - Warnung vor Islamisierung der Balkanrepublik =
Wien (APA) - Der bosnisch-serbische Präsident Milorad Dodik lässt Zweifel am EU-Kurs Bosnien-Herzegowinas erkennen. Das Land sei auf dem Weg in Richtung EU-Beitritt, sagte Dodik am Montagabend in Wien. "Unser Enthusiasmus hält sich jedoch in Grenzen", fügte er hinzu. "Vielleicht sollten wir abwarten, was mit Europa passiert, bevor wir beitreten", so Dodik zur APA.
"Wir erleben Russland nicht als das Schreckgespenst, als das es der Westen darstellt", sagte Dodik am Rande einer Veranstaltung der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft. Das Verhältnis der RS zu Russland sei nicht mehr oder weniger eng als jenes von Österreich oder anderen europäischen Staaten mit Russland, betonte Dodik. "Russland hat seine Hilfe im Gegensatz zum Westen nie an Bedingungen geknüpft", sagt Dodik in Richtung der EU-Kommission und des Hohen Repräsentanten in Bosnien und Herzegowina.
Der russische Einfluss auf den Balkan sei eine Erfindung im Vorfeld des US-Wahlkampfes vergangenes Jahr gewesen, und später eine Aktion der alten US-Regierung, um Donald Trump zu schaden, sagte Dodik. Er warf dem Westen vor, mit zweierlei Maß zu messen: "Ich habe mit Russland den Bau von zwei Gaskraftwerken vereinbart, weil die Pipeline South Stream gebaut werden sollte. Sie wurde verhindert. Jetzt wird Nord Stream 2 gebaut (EU-Staaten gemeinsam mit Russland, Anm.), und wir dürfen kein South Stream haben", zeigte sich Dodik empört.
Der Präsident der Republika Srpska warnte das Publikum, unter ihnen FPÖ-Parteivorsitzender Heinz-Christian Strache und Wiens Vizebürgermeister Johann Gudenus (FPÖ) am Montagabend vor einer Islamisierung Bosnien und Herzegowinas. Man müsse davon Abstand nehmen zu sagen, dass alle Muslime Terroristen seien, so Dodik. "Doch leider sind alle Terroristen Muslime", sagte Dodik, der Zustimmung von Teilen des Publikums erntete.
Dodik war bei seinem Besuch in Wien bestrebt, auf die Ungereimtheiten westlicher Politik gegen sich aufmerksam zu machen. So sagte er, dass er vor einigen Jahren auch darauf hingewiesen habe, dass Frauen in Bosnien von ausländischen Organisationen dafür bezahlt würden, voll verschleiert auf die Straßen zu gehen. "Ich wurde dafür vom Westen kritisiert. Dasselbe sagt nun auch der österreichische Außenminister", so Dodik, der sich durch ähnliche Aussagen von Sebastian Kurz (ÖVP) bestätigt sieht.
Multikulti sei schon von Angela Merkel in Deutschland für beendet erklärt worden, sagte Dodik, der die Frage in den Raum stellte, warum man Bosnien und Herzegowina dazu zwinge, ein multiethnischer Staat zu sein. Die Republika Srpska stecke in dem Staat Bosnien und Herzegowina wie in einer Zwangsjacke, sagte Dodik, der wiederholt seine Abneigung gegen das Abkommen von Dayton 1995 zum Ausdruck brachte, den man zwar um des Friedens willen angenommen hatte, aber die zentralistische Rolle von Sarajevo ablehnte. Mit dem Dayton-Abkommen wurde nach dem Bosnien-Krieg (1992-95) die Zweiteilung des Staates in den mehrheitlich orthodoxen Landesteil Republika Srpska und den bosniakisch-kroatischen (muslimisch-katholischen) Landesteil, festgelegt.
(Schluss) mil/vos/ba
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Die ORFG bedankt sich an dieser Stelle sehr herzlich bei der der Donau-Finanz für die Unterstützung des Jour fixe.